Franky


Der Dragons MC trauerte im Jahr 2015 um seinen ehemaligen Presidenten Franky. Viele Berliner Clubs trauerten mit.

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Zur Trauerfeier für Franky, den ehemaligen Presidenten des Berliner Dragons MC,  waren zahllose Member, Freunde und Weggefährten der verschiedensten MCs zusammengekommen. Es hatte nur wenige Stunden gedauert, da hatte sich die schreckliche Mitteilung vom plötzlichen und völlig unerwarteten Tod Frankys in Deutschland über Europa bis nach Australien herumgesprochen. Nur einen Tag zuvor hatte er bei guter Gesundheit noch Kontakt zu Freunden.


Der Rolling Wheels MC Berlin stellte die Räume seines Headquarters zur Verfügung

Die Member der heutigen drei Chapter des Dragons MC sind in Schwedt,Greifswald und Torgelow beheimatet. Frankys Leben und Wirken aber fand in Berlin statt. Kurzerhand sprang der Rolling Wheels MC Berlin ein und stellte für die Trauerfeier sein Clubhaus zur Verfügung: „Das machen wir zusammen. Wir müssen nicht dasselbe Colour tragen, um zusammenzustehen.“

Franky hatte es verdient, in dem Rahmen verabschiedet zu werden, der sich so in Berlin gebildet hatte. Im Headquarter des Rolling Wheels MC sprachen nacheinander Freunde und Weggefährten. Klenke vom Born to be Wild MC und Member des Dragons MC erinnerten an Frankys Leben, an sein Wirken und damit auch an die Anfänge der Szene.

Die Trauerfeier in Berlin wirkte dann wie ein Klassentreffen. Member und Altmember des Dragons MC, des Rolling Wheels MC, des Born to be Wild MC und des Bandidos MC sowie etlicher anderer Clubs verbrachten den Tag in ruhiger Erinnerung an die Vergangenheit, zu der jetzt auch Franky für immer gehört.

Zuerst veröffentlicht in BIKERS NEWS 05/2015
 

… von Format
BN-Redakteur Ahlsdorf hat höchst persönliche Erinnerungen an Franky

War es vor oder nach dem Fall der Berliner Mauer? Es war jedenfalls im westlichen Berlin, in der Lehrter Straße vor dem alten Clubkeller des Dragons MC Berlin, als wir Franky zusammen mit Oma Franke aus der Nachbarschaft fotografierten. Beide waren sie Blüten aus dem alten Berliner Kiez, in dem menschliche Härte und menschliche Wärme so dicht beieinander lagen.


Franky mit Oma Franke vor dem alten Clubkeller in der Lehrter Straße

Franky mit Oma Franke vor dem alten Clubkeller in der Lehrter Straße (Foto: Rilz)

Für mich steht Franky noch immer für das, was die Größe, aber auch die Tragik der Entwicklung unserer Szene in den folgenden Jahrzehnten ausmachte. Franky war von gewaltiger Statur, ausgestattet mit einer ruhigen, tiefen Stimme, die er nur selten zu höherer Lautstärke anheben musste. Er war damit ein Rocker-President, wie niemand ihn hätte besser erfinden können, und trotzdem war er ein heller Kopf, der sogar Bücher in die Hand nahm. Als President des Dragons MC Berlin repräsentierte er eine der vier Mächte in der Clubszene der noch geteilten Stadt. Keiner kam an diesen Vieren vorbei.

Irgendwann in einer Berliner Kneipe sagte mal jemand von Franky, er sei ein „Mann von Format“. Stimmt, dachte ich damals, das kann man nicht besser treffen. Unter seinem Format spielten seine Jungs in der Weltgeschichte der Rocker mit. Weltgeschichte? Es ging nicht anders, denn vor der Tür von Westberlin lag der Osten. Die nächsten erreichbaren Länder hinter der DDR lagen in Skandinavien, wovon Franky immer wieder schwärmte. Das Wetter sei im Sommer so stabil da oben, und die Freundschaften zu den Morticians oder zu den Sofia Hogs aus dem Norden festigten sich von Jahr zu Jahr, wenn man nur richtiger Rocker war und on the road blieb. So viel erstmal zur Größe von Franky und seinen Dragons.

Die Tragik blieb nicht aus. Nach dem Mauerfall hatte ich selbst die Gründung des ersten Dragons-Chapters an der Ostsee mitgefeiert. Schrotti hatte mich damals angerufen und eingeladen. Auch Schrotti zog es ein paar Jahre später zu einem anderen Club. Es war ein Jahrzehnt des Umbruchs, die Ereignisse überstürzten sich. Plötzlich war sogar Franky nicht mehr President, und immer wieder machten Gerüchte die Runde, wie es unter den Dragons gewaltig „gekracht“ hätte. Und plötzlich war Franky wieder President, alles schien gut zu sein. Aber nein. Denn irgendwann stand der eiserne Dragon Franky vor dem Clubhaus – das war ein neues im Märkischen Viertel – und die Fassade dieses bis dahin grünen Gebäudes zeigte die rot-goldenen Farben des Bandidos MC.

So konnte es gehen. So geht es bis heute. Und so steht Franky tatsächlich für die Größe und die Tragik der Entwicklung unserer Szene. Franky blieb den Dragons erhalten, es gab ja noch die Chapter im Norden. Und die Dragons blieben Franky erhalten. Bis zum Schluss. Seine Dragons richteten die Trauerfeier aus, und zwar in Berlin, im Headquarter des Rolling Wheels MC. Daran nahmen nicht nur die norddeutschen Dragons und die Clubs der alten Westberliner Garde teil. Selbst ehemalige Brüder von Franky schlossen sich den Trauernden an, und auch Member der Bandidos zeigten ihre Farben. Denn eine Trauerfeier, das wissen selbst die Kollegen der Polizei, ist nach wie vor neutraler Boden, auf dem es nicht „kracht“.

Erfolgen Versöhnungen immer erst über den Gräbern? Ich erinnere mich gut an die Nacht im Keller der alten Clubbude. Draußen hatte ich meinen BMW-Chopper zwischen die Reihen der Harleys gestellt. Unten fragte ich Franky, ob das Ärger geben würde. Er brummte mit einer Gegenfrage zurück: „Und, hat jemand deine BMW umgestoßen?“ Als ich mich auf den Heimweg machte, stand meine BMW noch immer so, wie ich sie abgestellt hatte. Ich konnte die Dragons auf diesem Motorrad immer wieder besuchen. Bei ihnen erlebte ich Tragik und Größe, menschliche Härte und menschliche Wärme.


Franky, du warst ein Mann von Format. Ruhe in Frieden!

Michael Ahlsdorf



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