Der Dragons MC Greifswald ist aus dem Likedeeler MC Vorpommern
hervorgegangen. Das Greifswalder Chapter hat also seine Wurzeln in der
AWO-Szene des Ostens. Noch heute sind vier Member aus der alten Zeit
dabei. Als bewährte Colourträger wussten die Likedeeler, worauf sie sich
einließen. Die ersten Kontakte zu den Berliner Dragons waren über den
befreundeten Beacon MC Pommern zustande gekommen, der ebenfalls enge
Beziehungen zu den Dragons pflegte. Kurz nach dem Beacon MC wechselten
deswegen auch die Likedeeler zu den Dragons.
Damals, Ende der
Neunziger, war im Norden Mecklenburg-Vorpommerns viel in Bewegung. Die
Member der beiden Clubs hatten keine Lust, auf irgendwas zu warten. Der
Dragons MC wiederum hatte einen Ruf in der Clublandschaft. Ein Patchover
zu einem international aufgestellten MC stand im Raum. Doch während die
Berliner Dragons später tatsächlich Bandidos wurden, fuhren die anderen
Chapter unter dem Colour der Dragons weiter, auch die Greifswalder.
Der Mark Brothers MC Wernsdorf, Ausrichter der nächsten ostdeutschen
Präsi-Versammlung, gratuliert den GreifswaldernWenn der
Dragons MC einen runden Geburtstag feiert, ist deswegen immer auch ein
bisschen was von der Geschichte der MC-Szene zu spüren. So auch Anfang
September, auf dem 20-jährigen Jubiläum des Chapters Greifswald. Groß
war die Freude, als auch Berliner Altmember der ersten Stunde eintrafen,
um mit den Greifswalder Dragons den Tag zu feiern. Und
selbstverständlich kamen zahlreiche Member befreundeter Clubs aus der
halben Republik, auch aus Berlin. Und so standen an diesem Abend ein
weiteres Mal die Colours des Born to be Wild MC, des Rolling Wheels MC
und des Dragons MC nebeneinander auf dem Platz. Aber auch viele andere
alte Clubs wie Riders MC Wilhelmshaven, Spider MC, Satansadler MC oder
Free Eagles MC feierten mit. Insbesondere mit dem Riders MC verbindet
den Dragons MC eine enge Freundschaft aus der Zeit der alten Berliner
Dragons. Diese Bindungen pflegen die Dragons-Chapter bis zum heutigen
Tag.
Dragons MC Greifswald
Am Wald 23
17438 Wolgast
Ortsteil: Buddenhagen
Tel. +49 (0) 01712075488
www.dragons-mc-germany.de
Wir wollten weiterkommen in der Clubszene.“Wir
haben die 20-Jahr-Feier besucht und uns mit vier Greifswalder Membern
unterhalten, unter ihnen Presi Martin und Vice Knopp
Vice Knopp (links), Thomas und Börge im Gespräch mit der BN
BN: Wann habt ihr euch das erste Colour zugelegt?
Martin: Los ging es 1989 im Dezember, ab 1990 trugen wir das erste
Colour – das des Likedeeler MC.
Thomas: Die Beziehung zu den
Dragons entstand über den Beacon MC Pommern, mit dem wir befreundet
waren und aus dem das Chapter North-East des Dragons MC hervorgegangen
ist. Wir waren die Einzigen, die zur Feier des Patchovers eingeladen
waren. Auf der Jahresparty ein Jahr später wurden wir dann gefragt, ob
auch wir wechseln wollen. Und das hat dann einfach gepasst damals.
Börge: Als Likedeeler MC war das alles auch irgendwie ausgereizt.
Wir wollten mehr. Das mit dem Dragons MC war für uns eine größere Welt –
und das wollten wir.
War euch der Schuh damals nicht
zu groß?Martin: Ich sage es mal gerade heraus: Wir
waren jung und hatten Feuer im Arsch. Wir wollten das so, da hast du
Gänsehaut bekommen. Ob wir uns da was angezogen haben, das zu groß war?
Darüber haben wir nicht nachgedacht. Mit Sicherheit hat es einige Zeit
gebraucht, bis wir das ausgefüllt haben, aber wir wollten es so.
Thomas: Das war eine harte, lehrreiche und gute Zeit. Aber wir sind
reingewachsen. Wir waren noch formbar in dem Alter. Der Schritt war
groß, aber wir wollten einfach mehr, als wir zu diesem Zeitpunkt hatten.
Martin: Wir wollten mehr erfahren, wollten weiterkommen in der
Clubszene.
Thomas: Erst durch den Wechsel konnten wir den
nächsten Schritt gehen. Da war schon ein „Wow-Effekt“ dabei, als wir
Teil der Familie eines Clubs mit internationalem Ruf wurden. Unser
Spirit hat zu dem der alten Dragons gepasst, das war wichtig. Auch wenn
die älter waren als wir. Das war damals so und ist heute nicht anders.
Wie sehr hat das damals euren alten Club
durcheinandergebracht? Haben alle Member das Patchover mitgemacht?
Börge: Vier Mann haben den Wechsel nicht mitgemacht. Da war schon
klar, dass es anders wird. Denen war die Nummer dann doch zu groß.
Letztendlich hat sich zwar an den Regeln wenig geändert, aber alles
wurde strenger gehandhabt.
Martin: Der Likedeeler MC war
allerdings auch schon etwas Besonderes. Der Club war bereits streng
organisiert. Wir hatten ebenso Prospects und Hangarounds, die sich
bewähren und durchsetzen mussten. Wem das nicht gepasst hat, der war
ganz schnell wieder draußen.
Börge: Wenn damals die Dragons
irgendwo aufgetreten sind, haben sie sehr viel Respekt bekommen. Alleine
schon durch die Masse damals. Das war schon immer etwas Besonderes. Die
Berliner haben schon einen großen Schuh vorgelegt. Das kann man nicht
anders sagen. Wir bekommen aber auch heute noch sehr viel Zuspruch und
Respekt.
Martin: Zu den Altmembern gab es einen großen
Altersunterschied. Das hat aber nichts ausgemacht. Wir waren anerkannt.
Da wurde keiner angemacht, weil er aus Vorpommern kam. Die Chemie hat
sozusagen gestimmt.
Knopp: Zwischen den Gründern und uns heute
gibt es von der Einstellung her keinen Unterschied. Wir fahren da auf
einer Schiene.
Bei Altmembern, egal ob mit oder ohne
Colour, und bei euch ist ein bestimmter Geist spürbar. Was ist das
Besondere, was einen Dragon ausmacht?Knopp: Vielleicht
kann ich das mal sagen. Ich bin ja keiner von den Gründern, sondern erst
seit 2004 dabei. Wenn du als freier Biker unterwegs bist und dann als
Dragon, was dir da an hochgehaltenen Daumen gezeigt und an Respekt
entgegengebracht wird, das ist etwas ganz Besonderes. Die Berliner haben
uns mit Sicherheit sehr gefordert, aber der Respekt ging auch immer an
die neuen Member. Alte und neue haben Rückgrat gezeigt – das war
ausschlaggebend.
Martin: Klar war das damals eine große
Herausforderung, und wir haben eine Weile gebraucht, um da
reinzuwachsen.
Thomas: Wenn ich heute alle unsere Chapter sehe,
beschreiten wir einen guten Weg. Das hat aber auch gedauert und ging nur
über Kontinuität.
Werdet ihr nicht zum Teil auch als
historisch, als Club aus der Geschichte wahrgenommen?
Martin: Da ist was dran. Das hat auch einige Zeit gebraucht, bis alle
begriffen haben, dass das, was jetzt da ist, dieselbe Qualität hat.
Börge: Es hat eine Weile gedauert. Wir haben damals Anrufe aus
Berlin und dem ganzen Land bekommen, die das alles erst nicht glauben
wollten, dass wir Dragons sind und auch bleiben. Das ging dann nur über
die Zeit.
Martin: Die ganze Dragons-Geschichte hat zwei Kapitel.
Das ist die Geschichte der Altmember und der Berliner Member und dann
die Geschichte ab der Trennung und unsere Zeit. Über die Zeit hat sich
die Beziehung zu den ganz alten Membern mehr gefestigt als zu denen, die
da waren, als wir eingetreten sind.
Seht ihr euch
heute noch als die Jungen?Martin: Ach, der Geist ist
willig. Die Geschichte geht weiter. Wir haben jetzt selbst Prospects und
Supporter, die Lust haben, das Gleiche zu werden, was wir sind.
Allerdings kommen die Jungs heute unbelastet rein. Die waren alle noch
nie in einem Club vorher.
Börge: Mittlerweile sind zwanzig Jahre
rum. Das ist erschreckend, wie schnell das gegangen ist. «